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Die knapp zwei Wochen auf chinesischem Territorium verflogen im Nu, nicht zuletzt durch meine ganzen 4 Wettkampfeinsätze. Mit einer goldenen und einer silbernen Medaille übertreffe ich alle Erwartungen klar.

1. Rang Universiade Strassenrennen 160km
2. Rang Universiade Punktefahren Bahn 30km/120 Runden
6. Rang Universiade 4000m Einzelverfolgung Bahn
6. Rang Universiade Mannschaftszeitfahren (Andres, Oberholzer, Schelling, Wüst)

Zu diesem tollen Erfolg konnte ich auf grosse Unterstützung zählen. Ich danke deshalb folgenden Leuten ganz herzlich:

  • Thomas Mörgeli, Delegationschef Schweiz
  • Disziplinenchef Simon Wälchli und allen Betreuern und Physios
  • Fritz Brühlmann für die Scheibenräder und die Hilfe beim Verpacken
  • Claudio Imhof für das Verfolgungsvelo

Im Vorfeld sprach ich vorsichtig von einer Medaille als Ziel, völlig im Dunkeln darüber, wie mein Körper auf eine so lange Reise und auf unangenehme klimatische Bedingungen reagieren würde. Der Sieg beim Kriterium Gansingen nur zwei Tage vor der Abreise gab mir natürlich Selbstvertrauen. Mit Gold im Strassenrennen war der Druck gleich beim ersten Wettkampf weg. So sagte ich für die weiteren Wettkämpfe zu mir selber: " Jetzt erst recht!" Allerdings erholte ich mich vom Strassen-Effort nicht wie gewünscht und fühlte mich für die 4000m auf der Bahn nicht wie erwartet und beging demnach vor und während des Rennens mit einem für meine Verhältnisse zu schnellen Start entscheidende Fehler. - Dennoch mit Rang 6 ein Diplom.

Über die Hälfte der 160km mit maximal über 3 Minuten Vorsprung auf das Feld zu dritt an der Spitze zusammen mit Teamkollege Patrick Schelling und dem Japaner Genki Yamamoto, der allerdings die Führungsarbeit lange Zeit verweigerte: Deshalb Grossangriff von uns Schweizern in der letzten Runde zum Doppelsieg!

Meine Vorgabe "jetzt erst Recht!" vermochte ich aber im dritten Wettkampf (Punktefahren) mit einem enormen Schlusseffort auf der Bahn umzusetzen und verdiente mir damit Silber! Um gar noch eine dritte Medaille zu holen, fehlte aber im Mannschaftszeitfahren die Ausgeglichenheit innerhalb des Schweizer Teams.

Dass ich gar der einzige Gold-Gewinner der 93 SportlerInnen zählenden Schweizer Delegation sein würde, überrascht natürlich schon, denn es wurden einige Schweizer Spitzensportler an der Universiade als Medaillen-Kandidaten gehandelt! Die Bilanz von 5 Schweizer Medaillen übertrifft aber die budgetierten 3 Edelmetalle des SHSV trotzdem.

Eine unvergessliche China-Reise wird diese Universiade aber nicht nur wegen des Erfolges sein: Viele tolle Leute, ein super Ambiente, eine tolle Organisation und einfach gigantische Erlebnisse wie die enorme Eröffnungsfeier in Shenzhen lassen die Universiade in meiner Erinnerung weiterleben. Rund 8000 Spitzensportler, über 20 Sportarten mit diversen Disziplinen und Schätzungen zufolge über 250 000 freiwillige Helfer (Volunteers) zeigen die extragalaktische Dimension dieses Events, der hinter den olympischen Sommerspielen der zweitgrösste Multisportevent der Welt ist! VIVE LA UNIVERSIADE!




Ganz speziell: das 50km lange Mannschaftszeitfahren wurde auf einem 12.5km langen Autobahnabschnitt mit zwei Runden, hin und zurück, ausgetragen. Dabei nahmen die 4 Russen allein den zweitplatzierten Deutschen 2:45 Minuten ab!!
Im Schweizer Team mit der Besetzung Christian Andres, Patrick Schelling, Lionel Wüst und mir lief es nicht so rund. Wir fanden von Anfang keinen richtig schnellen Rhythmus. Ich war zwar bemüht, mit längeren Ablösungen die Geschwindigkeit aufzubauen. Die Schweiz war aber leistungsmässig unter sich zu unausgeglichen, um eine Medaillen-würdige Zeit auf den Asphalt zu knallen. Das Resultat in einem Mannschaftszeitfahren immer abhängig, inwiefern eine Mannschaft als Einheit fähig ist, auf technischer und leistungsmässiger Ebene gut zusammen zu funktionieren. Mit dem 6. Rang waren wir demnach nicht zu frieden, über 5 Minuten Rückstand auf die unglaublich schnellen Russen sind in einem derartigen Wettbewerb einfach zu viel.


Die Belastungen und die andersartigen klimatischen Bedingungen hatten ihre Spuren etwas hinterlassen und so startete ich gefuelsmassig nicht mit den besten Beinen ins 30km lange Punktefahren. In den Sprints punktete ich oefters, aber nie mit Wertungsgewinnen, denn die beiden Russen und die Koreaner harmonierten gut als Team. Mein Koerper drehte ungewoehnlich im roten Bereich, dennoch versuchte ich es dreimal mit einer Attacke, mich vom Feld zu loesen. Dreimal gelang es, aber jedes Mal schloss ein Koreaner die Luecke fuer seinen Teamkollegen.

Photo: SHSV-Media Center


So lag ich lange auf Platz 5 nach Punkten. Als ich wieder eingeholt wurde, nutzte der Russe Artur Ershov die Gunst un kam alleine weg. Auf den letzten 25 Runden unternahm ich erneut einen Versuch und es klappte endlich. Obwohl ich selbst voellig am Limit war, schien es so, dass die Gegner noch mueder waren und so konnte ich alleine den noetigen Rundengewinn realisieren und damit 20 Punkte auf mein Konto verbuchen lassen. So stiess ich mit der letzten Moeglichkeit doch noch aufs Podest vor und holte die Silbermedaille! - Das Optimum, das ich aus diesem Rennverlauf erreichen konnte, denn Ershov hatte zuviele Punkte in den Sprints gesammelt, als dass ich ihn noch haette gefaerden koennen.
Mit diesem Coup habe ich wohl definitiv bewiesen, dass ich auf der Strasse und auf der Bahn innert kurzer Zeit erfolgreiche Leistungen bringen kann!



Bei der 4000m Verfolgung auf der Bahn schaffte ich es nicht, bei grosser Hitze die Distanz richtig einzuteilen. Mit einem Gegner, der einiges schneller fuhr als ich, erreichte ich aber immerhin Platz 6. Mit einer Zeit von 4:35.6 Minuten kam ich allerdings nicht in die Nähe meiner persönlichen Bestmarke. 
Dennoch erreichte ich ohne Probleme die Zwischenrunde, in der es um die Finalqualifikation ging. Dort hatte ich allerdings mit dem Russen Artur Ershov kein unbeschriebenes Blatt aus der internationalen Bahnszene als Gegner, der im ersten Lauf 5 Sekunden schneller war als ich. Nach 3000m hatte Ershov aber die halbe Bahnrunde auf mich gut gemacht und so schied ich nicht unerwartet aus. Mit Platz 6 und einer Diplomauszeichnung kann ich zufrieden sein, nicht ganz aber mit meiner Performance, denn so einen perfekten Lauf wie bei der Bronzemedaille an den Schweizermeisterschaften kriegte ich nicht auf die Holzbahn.


Die Schweiz trumpft gleich mit einem Doppelerfolg im 160km langen Strassenrennen der Männer auf: Nach kräftezehrender Flucht über 130km bei 35 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit erreichen Patrick Schelling und ich das Ziel gemeinsam, nachdem wir alle übrigen Fluchtkollegen zu zweit distanziert hatten!

Bild:
SHSV Media-Center


















Ein fantastischer Doppelsieg mit Patrick Schelling: Die anderen Favoriten hatten sich verkalkuliert, denn trotz einer langen Flucht konnten wir unseren Vorsprung sicher verwalten.

Mit einem Hinterraddefekt bereits in Runde 2 von 18 begann der Wettbewerb denkbar schlecht für mich. Bereits in Runde 4 befand ich mich in einer kleinen Gruppe wieder an der Spitze des Geschehens und durch das Aufschliessen von Teamkollege Patrick Schelling sah die Situation erst einmal gut aus. Allerdings war es riskant früh, schon im ersten Viertel der Renndistanz so in die Offensive zu gehen, denn mit den ungewohnten klimatischen Verhältnissen hatten wir einen zusätzlichen Gegner. Die Gruppe harmonierte schlecht und es schienen hauptsächlich wir beiden Schweizer ein Interesse an der Situation zu haben. Mir wurde es zu bunt und so sprengte ich die 7ner-Gruppe mit Schelling zusammen einige Runden später – einzig der Japaner Genki Yamamoto schaffte noch den Anschluss. Hinten bildete sich derweil eine grössere, gefährliche Verfolgergruppe mit 3 Deutschen, die den Postabgang von uns völlig verschlafen hatten. Weil Schelling und ich schon zuviel ins Rennen investiert hatten, führten wir unsere Aktion weiter, obwohl der Japaner keine Führungsarbeit verrichtete! Auf dem verwinkelten Rundkurs konnten wir den Abstand zu unseren Verfolgern recht konstant zwischen 1:30 und 1:40 halten. 3 Runden vor Schluss zeichnete sich ab, dass wir durchkommen könnten mit einem geschmolzenen Zeitguthaben von noch 1:10 Minuten. Patrick Schelling signalisierte mir, dass er nicht mehr die besten Beine hatte. So attackierte ich Eingangs letzte Runde in der steilen Rampe mit Schelling im Schlepptau den Japaner, denn ich wollte unbedingt Gold und Silber für uns Schweizer aus dieser Rennsituation, und zwar gemeinsam. Ich drückte während 2km mit einer langen Ablösung so grausam aufs Gas, dass ich selbst fast vom Rad fiel. – und der Japaner konnte nicht folgen!

Bild:
SHSV Media-Center














Lautstarker Empfang durch die Schweizer Delegation im Athleten-Village: Disziplinen-Chef Simon Wälchli (mitte) war natürlich sehr stolz auf Patrick Schelling (rechts, Silber) und mich, dass ausgerechnet die Radsportler für die ersten Schweizer Medaillen verantwortlich sind! 

Als der Abstand sicher war, genossen Schelling und ich die letzten 2km und bogen zusammen mit Shake Hands auf die Zielgerade ein. So holte ich Gold am Universiade-Strassenrennen vor meinem Teamkollegen Patrick Schelling, der eine bravouröse Leistung gezeigt hatte. Wäre er nicht zu mir aufgeschlossen in der Anfangsphase, hätte sich das Rennen anders entwickelt und mein Fluchtunterfangen wäre möglicherweise gescheitert. Auch die beiden anderen Schweizer, Christian Andres und Lionel Wüst zeigten eine tolle Leistung und kontrollierten hinten im Feld das Geschehen für uns. Danke an alle beteiligten Betreuer (die 4h in der Hitze für unsere Verpflegung sorgten oder 4h im Auto waren!) und Teamkollegen, dass dieser tolle Erfolg möglich wurde!    


Spätestens seit den olympischen Spielen 2008 in Peking ist bekannt, dass sich die Chinesen bei internationalen Grossanlässen nicht blössen und eher mit Grössenwahn von sich reden lassen. Nicht anders an der Universiade in Shenzhen bei Hongkong: Extra für die grössten Multisportspiele für Studierende wurde ein ganzes Athletendorf mit 17-stöckigen Wohnungshäusern errichtet und drei riesige Stadien aus dem Boden gezaubert.
Mit der heutigen Flaggenzeremonie beginnt der erste offizielle Akt der Universiade gefolgt von der morgigen Eröffnungszeremonie (12.8.2011).

Die feuchten klimatischen Verhältnisse bei 30 Grad sind für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Mehr zu schaffen machen mir allerdings momentan die schweren Beine, die noch vom 12-stündigen Flug herrühren. Mein erster Wettkampf findet am Samstag, 13. August statt; das Strassenrennen über 160km.

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